Archiv der Kategorie: Gedachtes

Ach – alle sind gegen mich …

Wer kennt sie nicht, diese ewigen Opfer? Die Betrogenen? Die vom Leben Gebeutelten? Die ständig Gemobbten und ewig Belogenen?

Schuld sind immer die anderen. Der Chef, der einfach zu viel verlangt. Der Arzt, der viel zu inkompetent ist. Der Nachbar, der nie Rücksicht nimmt. Der Partner, der nicht mitfühlend ist. Der Freund, der kein Verständnis hat. Die Eltern, die Kollegen, die Schwiegermutter, der Tankwart, die Verkäuferin und noch viele andere mehr.

Gekränkt ziehen sie sich zurück. Diese armen Menschen. Schmollend und beleidigt. Sie können doch wirklich nichts dafür.

Puh, manchmal ist mir das einfach zu viel. Und es langweilt mich. Manchmal geht es mir sogar gewaltig auf die Nerven. Zugegeben, es ist weitaus weniger anstrengend, wenn man die Verantwortung auf andere abwälzen kann. Und ich gestehe, dass auch ich oftmals versucht bin, den bequemeren Weg zu gehen. Dann heißt es nur: Blöder Chef, blöder Nachbar, blöder Freund … und Punkt. Alle sind so gemein zu mir, ich armes Hascherl. Ausrufungszeichen.  –
Da bin ich doch fein raus aus der Nummer.

Doch ich kann andere Menschen nicht ändern. Allerdings kann ich sehr wohl mich selbst ändern, in mich gehen, an mir arbeiten.

Denn: Hat nicht jede Sache, jede Situation zwei Seiten? Sollte man sich nicht lieber fragen, warum man sich betrogen, belogen, gekränkt – also als Opfer fühlt? So ganz ehrlich einmal Aktion und Reaktion hinterfragen? Reflektieren?

Ja ja, ich weiß, das ist natürlich nicht ganz so einfach. Denn, wer ehrlich zu sich selbst ist, wird genau dann erkennen, dass man oftmals gar nicht so unschuldig ist, wie man sein Umfeld gerne glauben lassen will. Das müsste man dann sogar im Zweifelsfall zugeben. Und ja: Die eigenen Gefühle, insbesondere die Kränkung zu hinterfragen, kann zu Antworten führen, die ziemlich unangenehm sein können. Nun, man muss sie ja niemanden verraten.  Aber wenn man sich dem stellt, dann kann man mit vielem abschließen, gelassen sein und seinen inneren Frieden finden.

 

Advent Advent …

So, jetzt ist bei einem Weihnachtsmuffel auch der Advent eingekehrt. Die Wohnung wurde spartanisch dekoriert. Bloß nicht zu bunt, auf keinen Fall zu viel. Die ersten Schneeflocken tanzen vor dem Fenster. Auch das noch!

Die aggressive Vorweihnachtshektik ist mittlerweile auf allen Straßen und in allen Geschäften spürbar. Im Rausch des Konsums wird gerempelt, geschoben, geschimpft … Bedürftigkeit wird übersehen. Man kann sich ja schließlich nicht um alles kümmern.  Na, dann – besinnliche Weihnachtszeit!

Da zünde ich mir lieber eine Kerze an, mümmele mich mit meiner Rotznase in eine Decke, schlürfe Tee und nasche Lebkuchen. Punkt.

Och, eigentlich ist der Advent doch ganz nett …

Manchmal kann ich mich nur wundern

Kennt Ihr „Die Wand“ von Marlen Haushofer? Das Buch? Und vielleicht auch den Film? (Der lief übrigens am vergangenen Montag auf arte. Vielleicht hat ihn ja jemand gesehen.)  Ich habe hier im Blog auch schon einmal über das Buch geschrieben.

Derzeit wird in einer Schreibwerkstatt über dieses Buch / diesen Film diskutiert. Fragen werden aufgeworfen, es wird ein gewisses Unverständnis für die Story und für das Handeln der Protagonistin kundgetan: Wieso wurde die Wand nicht mehr erforscht? Warum versuchte die Protagonistin nicht Papier herzustellen, damit sie ihren Bericht weiter fortführen konnte? Etc.

Ich bin oftmals erstaunt darüber, wie mundgerecht manche LeserInnen jedes Handeln der Figuren erklärt wissen wollen. Aber – kann wirklich alles erklärt werden? Muss wirklich alles erklärt werden? Gilt es nicht vielmehr, sich in die Figur hineinzuversetzen? Zugegeben, das ist nicht jedermanns Sache. Fällt gerade das vielen Menschen auch im wirklichen Leben recht schwer. Das mit dem Hineinversetzen meine ich.

So wundere ich mich darüber, dass psychosomatische Erkrankungen vorausgesetzt werden, um ein solches Buch zu schreiben. Wie käme man sonst auf solch eine Geschichte? Tja, das rückt die Literatur für mich in ein ganz neues Licht. Danach muss Steven King völlig krank sein , auch Michael Kumpfmüller mit seinem Buch „Durst“, auf jeden Fall Murakami mit seinem Hang Traum und Wirklichkeit verschwimmen zu lassen, Paulo Coelho – nun ja, der hat schließlich eine Zeit in der Psychiatrie verbracht -, und Mo Yan, der völlig abgedrehte Geschichten schreibt, muss dann unbedingt auch in diese Lade hinein … Es gibt sicherlich noch genügend andere Beispiele, die mir jetzt spontan nicht einfallen wollen. Und: Entspringen meine eigenen Geschichten vielleicht auch einem kranken Hirn?

Aber: Ist es nicht vielmehr so, dass am Anfang immer die Frage „Was wäre, wenn …“ steht? Was wäre also, wenn man plötzlich ganz alleine auf der Welt ist? Ist in „Die Wand“ nicht die Zentralfrage, wie stark der Überlebenswille des Menschen an sich ausgeprägt ist? Wie schnell oder wie überhaupt ist der Mensch in der Lage, sich der gegebenen Situation anzupassen? Wird man nicht wieder zu dem, was wirklich zählt, zurückgeführt?
Ist es also nicht vielmehr so, dass uns diese Geschichte von Marlen Haushofer die Augen öffnen sollte und uns darauf besinnen lässt, was wirklich wichtig im Leben ist?

Wie dem auch sei, ich habe mich an der Diskussion nicht beteiligt. Diese kleine Episode sei nur beispielhaft für einige Buchbesprechungen erwähnt, die ich erlebt habe. Denn es geht hier eigentlich nicht um Marlen Haushofers Roman. Er soll nur stellvertretend für immer wiederkehrende und gleichablaufende Literaturdiskussionen stehen, über die ich mich in der Vergangenheit oft gewundert habe.

Nun, meine Devise lautet: „Je mehr unterschiedliche Ansichten eine Geschichte zum Vorschein bringt, je mehr darüber diskutiert wird, desto besser ist das Buch.“
Denn: Soll nicht gerade das die Literatur bewirken? Was nützen mir all die schönen Geschichten, die alle toll finden, in denen alle Fragen geklärt werden und keine Diskussion mehr möglich ist? Solche Geschichten vergesse ich in der Regel sehr schnell wieder. Sie bleiben nicht haften, lösen nichts in mir aus, machen nichts mit mir.

Aber auch das sei hier klargestellt: Es ist ganz allein meine Ansicht über die Literatur. Denn eines habe ich aus diesen Diskussionen gelernt: Ein jeder Leser hat einen ganz eigenen Anspruch an die Geschichten.

So langsam kehrt der Alltag ein – ein Rückblick

Also, ich hatte ja vor im September hier wieder zu starten. Na ja, wir haben ja noch September, also bin ich nicht zu spät. Aber ich muss schon sagen, die Sommerpause ist im Fluge vergangen. Ein Buch zu publizieren füllt die wenig zur Verfügung stehende Zeit vollends aus. Aber auf eine angenehme und aufregende Weise. Es gab ein paar schlaflose Nächte, ein paar zweifelnde Gedanken und wahrhaft viele Glücksmomente.
Ich würde nicht sagen, dass ich viele Freunde habe. ABER: Die Freunde, die ich habe, sind wahre Schätze. Ich wurde mit so viel Tatendrang, Begeisterung und Engagement unterstützt, dass es mir so manches Mal heimlich, still und leise ein Tränchen hervorlockte.

Es war wirklich ein aufregender Sommer. Und – wie so oft – frage ich mich, wie ich das alles geschafft habe. Ich rutschte von einer Urlaubsvertretung in die nächste, so manche Überstunde war angesagt. Ich bin stolz auf meinen Schatz, der mich im Rahmen seiner Erkrankung so tatkräftig unterstützt hat, wie es ihm nur möglich war. Und das Schönste ist natürlich, dass auch dieses Mal seine Nachuntersuchung uns ein wunderbares Ergebnis brachte.

Tja, der Sommer hat – viele werden mich nicht verstehen – großes Verständnis für mein Projekt gehabt und die Temperaturen in einem für mich angenehmen Arbeitsmodus gehalten. Keine lähmende Hitze, zumindest im August, kein unentwegtes Schwitzen und schweißklebende Finger auf der Tastatur. Immerhin. Seid also bitte gnädig mit unserem Sommer. Denn es gibt auch Menschen, die dadurch ihre Kreativität voll ausschöpfen konnten.

Das Lesen musste leider auf der Strecke bleiben. D.h. gelesen habe ich viel. Aber keine Bücher, die ich euch hier vorstellen kann. Doch, halt, eines habe ich gelesen. Fast. Ein paar Seiten fehlen noch. Und dann ist hier eine Empfehlung fällig. Aber dazu später. In ein paar Tagen.

Ja, der Sommer war gnädig mit mir. Und der Herbst zeigt sich bis jetzt von seiner besten Seite. Wie ich es mag. Wie ich es liebe. Und so langsam kehrt der Alltag ein. Na ja, nicht ganz alltäglich wird es in den nächsten Wochen. Denn ich habe Urlaub. Bald. Zeit zu schreiben, Zeit zu lesen, Zeit für mich, Zeit für euch.

Ach, das Leben kann so schön sein …

Katzenbabys und Sommerpause

Nun, in der letzten Zeit ist es hier schon etwas ruhiger geworden.
Nein, ich bin kein WM-Fan, daran liegt es also nicht. Doch manchmal ist das reale Leben so bunt und vielseitig, mit Haken und Ösen versehen, mit abenteuerlichen Ereignissen garniert, dass man sich entscheiden muss.

In ein paar Tagen wird meine linke Hand therapiert. Das bedeutet, dass ich zunächst einmal nicht schreiben, einkaufen, waschen, bügeln etc. kann. Daher ist es besser, wenn ich vorher alles Notwendige erledige. Wenn die Zeit der Schonung vorüber ist, gilt es aufzuarbeiten, meine Schreibprojekte weiter voranzutreiben und natürlich auch die Vorzüge des Sommers genießen.

Aus diesem Grund werde ich eine kleine Pause einlegen. Denn nur dann kann ich mit frischen Texten und voller Elan zurückkehren. Und dann freue ich mich darauf, euch alle wieder zu lesen.

Die versprochenen Katzenfotos habe ich natürlich nicht vergessen. Sie sind nicht so besonders toll geworden, aber wer mich kennt, der weiß, dass das Fotografieren nicht zu meinen Stärken gehört.

Also, hier sind sie … einfach drauf klicken, um sie groß zu sehen:

Habt alle eine schöne Zeit und seid so ausgelassen, wie die kleinen Kätzchen …

Generationen

Martha denkt nach. Über ihr Leben. Wie es bis heute verlaufen ist. Sie fühlt sich oft alleine. Ihre Gesundheit lässt keine großen Unternehmungen zu.
Sie sagt: „Du musst dich nicht um mich kümmern.“
Sie denkt: „Du besuchst mich so selten.“

Claudia denkt nach. Über ihr Leben. Wie es bis heute verlaufen ist. Sie fühlt sich oft überfordert. Ihr größter Feind ist ihr schlechtes Gewissen.
Sie sagt:“ Ich muss zur Arbeit.“
Sie denkt: „Wie soll ich das alles nur schaffen?“

Martha denkt nach. Früher war alles anders. Früher war alles besser. Die Kinder waren noch klein. Die Familie war stets zusammen.
Sie sagt: „Alt sein ist nicht schön.“
Sie denkt: „Nie hast du Zeit für mich.“

Claudia denkt nach. Eine Pflicht folgt der nächsten. Kümmern muss sie sich.
Sie sagt: „Ich werde mich anders organisieren.“
Sie denkt: „Ich muss mein Hobby einschränken … oder aufgeben.“

Martha fühlt sich nicht wohl. Sie sehnt sich nach Zuwendung. Will nicht immer erwachsen sein. Braucht Verständnis und Liebe.

Claudia fühlt sich nicht wohl. Sie sehnt sich nach mehr freier Zeit. Will nicht immer vernünftig sein. Braucht Verständnis und Liebe.

Nostalgisches

Ich sage nicht, dass früher alles besser war. Also ehrlich, wer braucht heute noch Schulterpolster, Tonbandkassetten mit vorprogrammiertem Bandsalat, Telefone mit Drehwählscheibe, hinter dem man ein Endloskabel durch die Wohnung zog, während man telefonierte. Wie schrecklich war es an der Autotür das Knöpfchen zu drücken, die selbige dann zuzuwerfen, um danach mit Schrecken festzustellen, dass der Schlüssel noch im Zündschloss steckte? Wer mag heute schon noch orange-braun gemusterte Tapeten? Auf die Hitparade kann ich ebenso verzichten, wie auf Polyester-Pullover. Obwohl … Gibt es die nicht heute auch noch? Die Polyester-Pullover meine ich. Egal!

Manches war aber auch ganz nett. Fernsehansagerinnen zum Beispiel. Oder die Geschichten von Ute, Schnute, Kasimir in den Werbepausen. Der Tankwart, der herbeigeeilt kam, um das Auto zu betanken – weil es zum Service gehörte – und gleich die Windschutzscheibe reinigte. Ganz Eifrige prüften dann auch noch den Reifendruck. Tja, selbst Telefonhäuschen mochte ich. Und, dass man sich für diverse Anlässe fein machte. So richtig fein. Na ja, manchmal war es auch ziemlich unbequem. Aber fein! Was habe ich mich gefreut, als die gute alte A*hoi-Brause wieder reanimiert wurde. Eine ganze Maschinerie Erinnerungen ist da in Gang gesetzt worden. Toll!

Und nun weiß ich auch, was ich mir über kurz oder lang wieder anschaffen werde: Einen richtig tollen nostalgischen Wasserkessel. So einen mit Flötenaufsatz. Also, so einen Flötenkessel. Denn wenn der Pfiff des Kessels sagt, dass das Wasser kocht, das hat doch wirklich etwas ganz Nostalgisches, oder?!

Warum ich schreibe …

Ich schreibe, weil ich oft schweige und es leichter ist, den Stift zu führen.

Ich schreibe, weil ich es kann und weil ich es nicht kann.

Ich schreibe, weil ich mein Schreiben mit jedem Wort und mit jedem Satz verbessern will.

Ich schreibe, weil ich mich durch das Schreiben frei fühle. Denn Freiheit bedeutet für mich zu wissen, wer man ist und was man auf dieser Welt tun sollte, um es dann auch zu tun.

Ich schreibe, damit Erinnerungen nicht verblassen und irgendwann einmal vergehen. Denn Vergänglichkeit, das Verstreichen der Zeit, macht mir manchmal Angst.

Ich schreibe, um mich festzuhalten, wie bei einem Sturm auf hoher See, damit ich nicht über Bord gehe.

Ich schreibe, weil ich mich oft allein fühle, trotz geliebter Menschen um mich herum. Die Sterblichkeit ist oft spürbar.

Ich schreibe, weil viele Geschichten in meinem Kopf sind.

Ich schreibe, weil ich ein Mensch bin, der sein Leben meistern will.

Ich schreibe, um mich selbst zu erkennen, mich zum Leben zu erwecken, mich zu ordnen.

Ich schreibe, weil es mir hilft, mich mit dem Leben auseinander zu setzen.

Ich schreibe aus dem Wunsch heraus, mich geborgen zu fühlen.

Ich schreibe, weil es mich fit hält.

Ich schreibe, weil ich ich bin.

Hände

Hände faszinieren mich. Haben es immer schon getan. Hände sehen immer anders aus und doch sind sie in ihrer Anatomie alle gleich. Sie sind einfach wunderschön.

Immer wieder habe ich Hände gezeichnet. Lerne ich einen Menschen kennen, schaue ich auf seine Hände. Sind sie von schwerer Arbeit gezeichnet? Oder verrät eine Feingliedrigkeit eine gewisse Zartheit? Männerhände können auf mich erotisch wirken, die Phantasie beflügeln …

Hände sind unser ureigenes Werkzeug. Nahezu alles können wir mit unseren Händen bewerkstelligen. Blinde können mit ihnen sehen, Stumme mit ihnen sprechen. Hände können jede Gefühlsregung ausdrücken, sie können zärtlich und gewalttätig, stark und schwach, wütend und nervös, albern und ernst sein. Gesten, die mit den Händen allein deutlich gemacht werden können.
Ja, Hände faszinieren mich.

Und ich mag meine Hände. Sie gehören zu mir, sind ein Teil von mir. Ich bin glücklich darüber, dass sie so viel für mich tun, dass ich sie habe und dass sie funktionieren. Beide!

Kleingeister

Sie mögen Regeln und Vorschriften. Gibt es keine, fühlen sie sich unsicher und Papa Staat soll es richten. Oberflächlich betrachtet hat das auch Vorteile. Das eigene Versagen kann auf jemand anderes abgewälzt werden.

Wenn es dort eine Geschwindigkeitsbegrenzung gegeben hätte, wäre ich langsamer gefahren …
Wenn das Benzin noch teurer wird, dann fahre ich vielleicht doch mit dem Fahrrad zum Bäcker …
Wenn Plastiktüten teurer werden, nehme ich doch mal meinen Stoffbeutel mit …

Also bitte! Her mit den Regeln. Her mit den Vorschriften. Denn auf diese Weise wird in der Welt der Kleingeister jeder Einzelne aus der Verantwortung entlassen und die Allgemeinheit übernimmt die Zuständigkeit.
Herr und Frau Kleingeist aber sind fein raus aus der Nummer. Sie können weiterhin durch ihr Leben tänzeln und nach Herzenslust den Schuh der Verantwortung als unpassend erklären.