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Wut

Er rammte jedem, der ihm entgegen kam, seinen rechten Ellbogen in die Rippen. All seine Kraft nahm er dafür zusammen. Und er fühlte sich sauwohl dabei. Stark. Überlegen. Unangreifbar.
Diejenigen, die seinen Ellbogen zu spüren bekamen, waren zu überrascht, um reagieren zu können Sie krümmten sich vor Schmerz, hielten sich entsetzt die Seite und hofften angstvoll darauf, dass es bei diesem einen Angriff blieb.
Je mehr Rippen er traf, desto aggressiver wurde er. Niemand würde ihn je wieder eine Memme nennen. Demütigen vor seinen Freunden. Erst recht nicht sein Vater, der eigentlich nicht sein Vater war. Nur irgend so ein dahergelaufener Penner. Der Stecher seiner Mutter.
Wieder ein kraftvoller Stoß seines Ellbogens. Wenn er nicht hinsah, wen er traf, war es leichter. Zu leicht. Die rasende Wut entlud sich. Neutral. Ohne Mitgefühl.
Noch einmal. Und noch einmal. Was machen nur all diese Penner auf der Straße? Ihr habt es nicht anders verdient. Seid genau wie er. Arschlöcher. Feiglinge. Drecksäue.
Plötzlich traf ihn etwas mitten ins Gesicht. Er schmeckte Blut. Er spuckte. Ein Schneidezahn in einer blutigen Spuckepfütze. Jemand hatte sich gewehrt. Endlich!
Er sank auf die Knie, betrachtete seinen Zahn. Dann fing er an zu weinen. Wie ein Kind. Wie ein Kind, das er war.