Schlagwort-Archive: Momentaufnahme

Wahre Kumpels X

Tristan April 2014 IV

Er: „Fußball fängt erst in einer Stunde an.“

Kater Tristan verzieht keine Miene.

Er: „Haste gehört?“

Kater Tristan zuckt nur einmal ganz leicht mit seinem rechten Ohr.

Er:“ Okay. Willste vielleicht schon mal ein Bier?“

Kater Tristan springt vom Sessel und läuft zum Fressnapf.

Und ich frage mich jetzt, ob mir irgendetwas entgangen ist …

Einer dieser Tage …

Heute ist wieder so einer. Einer dieser Tage, an denen ich zu nichts, aber auch gar nichts Lust habe. Müde bin ich. Schlapp. Leichte Übelkeit quält mich. Wie jeden Samstag. Verflixte Tabletten. Blödes Rheuma. Im Bett kann ich nicht mehr liegen, weil ich dann Kopfschmerzen bekomme. Diese Kopfschmerzen, die von einem verkrampften Nacken herrühren. Also schleppe ich mich vom Sessel zum Sofa, zum Lesesessel, zum Schreibtisch und dann ich die Küche. Kaffee!!! Das ist es. Der Magen rebelliert. Egal. Das Brot ist schimmlig. Und die Kaffee-Maschine läuft über. Irgendetwas ist verstopft. MIST! Kalte Füße. Meine Lieblingssocken haben ein Loch. Holla … der Tag hat gerade angefangen … und eigentlich, ja eigentlich, hatte ich mir so viel vorgenommen.
Ein Spaziergang wird mir gut tun. Brot kaufen. Oder Brötchen. Frische Luft.
Ich wünsche euch allen einen schönen Samstag.

Wahre Kumpels IX

Mein Schatz und Kater Tristan liegen auf  dem Sofa. Kater Tristan putzt sich seit mindestens fünf Minuten sehr ausgiebig.

Er: „Puh, heute machste dich aber besonders schön.“

Kater Tristan putzt sich unbeirrt weiter.

Er: „Haste heute noch was vor?“

Kater Tristan schaut ihn mit großen Augen an.

Er: „Wenn du willst, leih‘ ich dir mein neues Aftershave …“

Wusstet Ihr schon … ?

Der Gabelstapler stapelt Gabeln,
der Zitronenfalter faltet Zitronen,
der Büstenhalter hält Büsten,
der Regenbogen regnet Bögen,
die Eifersucht sucht Eifer,
der Kopfhörer hört Köpfe,
der Kleiderschrank kleidet die Schranke,
die Meldestelle meldet Stellen,
der Zweifelsfall fällt Zweifel,
der Maskenball maskiert Bälle,
der Spießgeselle spießt Gesellen,
der Rettungsdienst rettet Dienste,
die Liegestütze stützt die Liege

tja, und der Abteilungsleiter leitet Abteilungen …

Generationen

Martha denkt nach. Über ihr Leben. Wie es bis heute verlaufen ist. Sie fühlt sich oft alleine. Ihre Gesundheit lässt keine großen Unternehmungen zu.
Sie sagt: „Du musst dich nicht um mich kümmern.“
Sie denkt: „Du besuchst mich so selten.“

Claudia denkt nach. Über ihr Leben. Wie es bis heute verlaufen ist. Sie fühlt sich oft überfordert. Ihr größter Feind ist ihr schlechtes Gewissen.
Sie sagt:“ Ich muss zur Arbeit.“
Sie denkt: „Wie soll ich das alles nur schaffen?“

Martha denkt nach. Früher war alles anders. Früher war alles besser. Die Kinder waren noch klein. Die Familie war stets zusammen.
Sie sagt: „Alt sein ist nicht schön.“
Sie denkt: „Nie hast du Zeit für mich.“

Claudia denkt nach. Eine Pflicht folgt der nächsten. Kümmern muss sie sich.
Sie sagt: „Ich werde mich anders organisieren.“
Sie denkt: „Ich muss mein Hobby einschränken … oder aufgeben.“

Martha fühlt sich nicht wohl. Sie sehnt sich nach Zuwendung. Will nicht immer erwachsen sein. Braucht Verständnis und Liebe.

Claudia fühlt sich nicht wohl. Sie sehnt sich nach mehr freier Zeit. Will nicht immer vernünftig sein. Braucht Verständnis und Liebe.

Nostalgisches

Ich sage nicht, dass früher alles besser war. Also ehrlich, wer braucht heute noch Schulterpolster, Tonbandkassetten mit vorprogrammiertem Bandsalat, Telefone mit Drehwählscheibe, hinter dem man ein Endloskabel durch die Wohnung zog, während man telefonierte. Wie schrecklich war es an der Autotür das Knöpfchen zu drücken, die selbige dann zuzuwerfen, um danach mit Schrecken festzustellen, dass der Schlüssel noch im Zündschloss steckte? Wer mag heute schon noch orange-braun gemusterte Tapeten? Auf die Hitparade kann ich ebenso verzichten, wie auf Polyester-Pullover. Obwohl … Gibt es die nicht heute auch noch? Die Polyester-Pullover meine ich. Egal!

Manches war aber auch ganz nett. Fernsehansagerinnen zum Beispiel. Oder die Geschichten von Ute, Schnute, Kasimir in den Werbepausen. Der Tankwart, der herbeigeeilt kam, um das Auto zu betanken – weil es zum Service gehörte – und gleich die Windschutzscheibe reinigte. Ganz Eifrige prüften dann auch noch den Reifendruck. Tja, selbst Telefonhäuschen mochte ich. Und, dass man sich für diverse Anlässe fein machte. So richtig fein. Na ja, manchmal war es auch ziemlich unbequem. Aber fein! Was habe ich mich gefreut, als die gute alte A*hoi-Brause wieder reanimiert wurde. Eine ganze Maschinerie Erinnerungen ist da in Gang gesetzt worden. Toll!

Und nun weiß ich auch, was ich mir über kurz oder lang wieder anschaffen werde: Einen richtig tollen nostalgischen Wasserkessel. So einen mit Flötenaufsatz. Also, so einen Flötenkessel. Denn wenn der Pfiff des Kessels sagt, dass das Wasser kocht, das hat doch wirklich etwas ganz Nostalgisches, oder?!

Bingo

Ein kleiner grüner Sonnenschirm schmückt ihren Rollator, den sie zufrieden lächelnd über die Straße schiebt. Nein, den Gehweg nutzt sie nicht. Zu abschüssig für sie und ihr Gefährt. Lieber zwingt sie die Nachbarn in ihrer Straße zum Schritttempo. Ihre stützbestrumpften Beine bewegen sich langsam Schritt für Schritt, wobei ihr buntgemustertes Kleid munter im Winde flattert. Fein hat sie sich gemacht! Kirschmundrot sind ihre Lippen, ihre Augen leuchten aufmerksam unter blauem Lidschatten.
Es ist Donnerstag. Bingo-Tag in der Seniorenresidenz. Und da ist sie auf jeden Fall dabei …

Eigenverantwortung

Sie fühlte sich stets verantwortlich. Für alles und jeden machte sie sich die zu tragende Verantwortung bewusst. Dieser Drang, etwas unternehmen zu müssen, zu handeln, zu reagieren, war immer gegenwärtig, immer vorhanden.

„Du kannst nicht die ganze Welt retten – nicht für alles die Verantwortung übernehmen“, sagte sie sich. Sagten auch andere. Viele andere. Und doch war es da. Dieses zwanghafte Empfinden. Es ließ sie nicht los.
Mit einem feinen Gespür übergab ihr Umfeld ihr den Vortritt. Man überließ ihr das Kümmern. Allein. Alleinverantwortlich. Und sie funktionierte. Wochen, Monate, Jahre.

Doch eines Tages im November, im Grau und Trübsinn dieses Monats, brach sie zusammen. Wie ein Luftballon, aus dem die Luft entweicht. Ein kurzes Aufbäumen, ein unkontrolliertes Flattern durch Raum und Zeit, ein in sich Zusammenfallen und erschlafftes Liegenbleiben.

Da bemerkte sie, dass sie etwas übersehen hatte: Die Verantwortung für sich selbst.

Sie tanzen wieder …

tanzen-0067

Ein herzliches Dankeschön an alle Daumendrücker!

Wie es war?

Herzklopfen. Ein kurzer, aber heftiger Stich in der Herzgegend. Schwindelgefühle. Ein dumpfes Pochen in den Schläfen. Ob ich rotgesichtig bin? Zumindest fühlt es sich so an. Schon wieder drückt die Blase. Ich ignoriere es. Mir ist heiß, meine Hände rastlos. Greifen, piddeln, knibbeln, kratzen, ringen, halten … Schmerzen. Der Unterleib verkrampft.

Warten! Da sitze ich mit meinem Heft, mache Notizen, während sich die Injektionsnadel für das Kontrastmittel in seinen Arm bohrt. Beschreibe schwindelnd wirr meine Gefühle während Schicht für Schicht sein Gehirn durchleuchtet wird.
Eine Sekunde dauert an, sechzigfach.
Eine Minute dauert an, sechzigfach.

Schon wieder dieser Schwindel, schon wieder dieser Stich in meinem Herzen. Für einen Moment schließe ich die Augen, atme tief durch. Sauge die Gerüche der Radiologie in mich auf. Erahne das Aroma von Nervosität und Angst. Nein, wir sind nicht der Nabel der Welt. Unbekannte Schicksale umgeben mich. Ich habe mir die Haut an meinem rechten Daumen schmerzhaft abgeknibbelt. Es wird ein paar Tage dauern, bis es endgültig wieder verheilt ist.

Es herrscht ein Kommen und Gehen. Es ist eine große, moderne Praxis. Wir sind bekannt. Das Klopfen in meinen Schläfen nimmt zu. Beginnender Kopfschmerz. Ich muss meinen Kiefer entspannen. Locker lassen.

Warten! Grausames Warten. Nein, es gab schon grausameres Warten.

Warten!

Und dann … endlich … die erlösenden Worte: keine Veränderung.