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Wahre Kumpels X

Tristan April 2014 IV

Er: „Fußball fängt erst in einer Stunde an.“

Kater Tristan verzieht keine Miene.

Er: „Haste gehört?“

Kater Tristan zuckt nur einmal ganz leicht mit seinem rechten Ohr.

Er:“ Okay. Willste vielleicht schon mal ein Bier?“

Kater Tristan springt vom Sessel und läuft zum Fressnapf.

Und ich frage mich jetzt, ob mir irgendetwas entgangen ist …

Sonntagsgedanken

Tristan April 2014 I

Kater Tristan liegt auf meinem Schoß während ich versuche, einen Text zu verfassen. Das Gedankenkarussell dreht sich und ich denke an dieses, an jenes aber eigentlich an gar nichts. Viel mehr lausche ich dem wohligen und immer lauter werdenden Schnurren meines vierbeinigen Mitbewohners. Beim Einatmen ist die Tonlage etwas höher als beim Ausatmen, aber sein Körper vibriert bei jedem Atemzug und das gleichmäßige Schnurren lässt auch mich tiefer und gleichmäßiger atmen. Aber zurück zum Text. Zurück zu meinen Gedanken. Warum nur häufen sich am Jahresende all die Dinge, die noch zu erledigen sind? Ich versuche, Ordnung in die nächsten Wochen zu bekommen. Ich denke nach, verschiebe im Geiste bereits bestehende Termine, organisiere meine knapp bemessene Freizeit … obwohl – kann ich überhaupt von Freizeit sprechen, wenn ich doch so viel zu erledigen habe? Fristen einhalten muss? Darum kämpfen muss, dass auch meine Verhandlungspartner nicht allzu lange für die Erledigung brauchen? So ganz nebenbei erwartet mich derzeit jede Menge Arbeit im Büro, die ein oder andere Überstunde wird fällig.  Ich kraule Kater Tristan hinter den Ohren und dann am Hals. Er streckt sich und liegt mittlerweile wie ein Baby in meinem Arm, so dass ich nur noch mit einer Hand tippen kann. Seine Pfote streichelt meine Wange. Und wenn ich mit dem Kraulen kurz innehalte, stuppst er mit der Nase meine Hand an. Nicht aufhören, weiter, nur weitermachen. Ich lächle und die Sorgen um all die unerledigten Dinge sind nicht wichtig. Irgendwie schaffe ich das schon. Irgendwie. Doch heute ist Sonntag und Kater Tristan genießt es, dass ich zu Hause bin. Er dankt es mir mit seiner Anhänglichkeit, die so beruhigend auf mich wirkt.
Er ist wirklich eine Therapiekatze – nicht nur für meinen Mann, auch für mich.

Wahre Kumpels IX

Mein Schatz und Kater Tristan liegen auf  dem Sofa. Kater Tristan putzt sich seit mindestens fünf Minuten sehr ausgiebig.

Er: „Puh, heute machste dich aber besonders schön.“

Kater Tristan putzt sich unbeirrt weiter.

Er: „Haste heute noch was vor?“

Kater Tristan schaut ihn mit großen Augen an.

Er: „Wenn du willst, leih‘ ich dir mein neues Aftershave …“

Wahre Kumpels VIII

Mein Schatz und Kater Tristan spielen Katzensolitär. Versteckte Leckerlis müssen unter den blauen Hütchen gefunden und freigelegt werden.

Er: „Nu guck, hier leg‘ ich das hin … Nu guck auch …“

Kater Tristan beäugt interessiert das Bemühen des Menschenmanns.

Er: „Jetzt musste die blaue Kugel wegstoßen. Guck … so macht man das …“

Kater Tristans Blick ist irgendwie … verständnislos.

Er: „Mach‘ dir nichts draus. Irgendwann verstehste das. Wir beide sind eben etwas langsamer …“

Zeitumstellung – nein, danke!

Nee, also wirklich, das braucht kein Mensch. Ich zumindest nicht. Eine Stunde vor – dann wieder zurück. Hin und her – her und hin. Diese elendigen Zeitumstellungen.
Mein biologischer Rhythmus ist eh schon sehr empfindlich. Und jetzt? Jetzt ist mein Körper wieder einmal total aus dem Konzept geraten. Müdigkeit und Wachzustand überkommen mich ständig zur falschen Zeit, ich fühle mich ganztägig unwohl. Und mal wieder frage ich mich, warum dieses Sommer- und Wintergedöns nicht endlich abgeschafft wird.
Ja, ja, ich bin ungehalten. Beinahe übellaunig. Aber: Es gibt doch wahrlich genug missliche Umstände im Leben, auf die wir keinen Einfluss haben. Warum schaffen wir uns auch noch selber unwohle Zeiten? Ich verstehe das nicht. Kater Tristan auch nicht. Sein verständnisloser Blick, wenn ich nun eine Stunde früher aufstehe, sagt alles. Jetzt brauchen wir wieder ein paar Tage, bis wir uns halbwegs daran gewöhnt haben und … schwupps … da haben wir schon wieder Herbst und das Spiel beginnt von vorn.
Nee, also echt jetzt, das brauche ich definitiv nicht.

Der Dieb

Auf einmal – mitten in der Nacht,
ist er plötzlich aufgewacht.
Durch den Traum von Futter aufgeweckt,
wurde sich erst einmal gestreckt.
Der Hunger meldete sich in seinem Bauch,
was für ein Ärger aber auch.
Die Menschenfrau schläft tief und fest,
der Menschenmann gibt ihm den Rest.
Der dreht und wendet sich im Bett,
der Dieb findet das so gar nicht nett.
So macht er sich auf leiser Tatze,
wie sich’s gehört für eine Katze,
auf einen Rundgang durch die Wohnung,
ohne Skrupel, oder Schonung,
ob sich etwas Leckeres findet,
auf das es in seinem Bauch verschwindet.
Die Menschenfrau hat zu seinem Glück
– er rollt die Augen ganz verzückt –
die Leckerlis nicht in den Schrank geräumt,
das hat sie gottseidank versäumt.
Die Schachtel steht noch neben dem Saft
und muss nur mit ein wenig Kraft,
von dem Tisch gestoßen werden,
und mit etwas Glück und Segen,
wird der Deckel sich erheben.
Und dann, ja dann wird es Futter regnen.
Geplant und gedacht –
schon ist die Tat vollbracht.
Die Menschenfrau wundert sich am nächsten Morgen,
macht sich sogar ein kleines bisschen Sorgen,
warum der Kater sie nicht weckt.
Hat ihn vielleicht irgendwas erschreckt?
Selbst rufen und wedeln mit den Socken,
lässt den Kater nicht aus seinem Verstecke locken.
Erst als sie die Küche betritt,
denkt sie „Oh je, was für ein Shit.“
Der Kater hat alle Leckerlis gefressen,
die hat sie wohl am Abend zuvor vergessen.
Nun plagt ihn wohl das schlechte Gewissen,
von seinen Gefühlen förmlich zerrissen,
hält er an diesem Morgen doch lieber Abstand.
Er ist halt ein Tier mit großem Verstand.
Auf die Frage „Was hast du gemacht?“
war ihm klar, dass der Verdacht
nur auf ihn fallen könnte.
Aber warum sie wohl die Bröckchen ihm nicht gönnte?
Das war ihm ziemlich schleierhaft.
War jetzt gefährdet ihre Freundschaft?
Die nächsten Stunden war er besonders lieb,
damit sie vergisst, sein zweites Ich, den Dieb.
Er schnurrte und schmuste, maunzte sie an,
weil sie dann nicht anders kann.
und bald schon war es wieder gut.
Dann war er nicht mehr auf der Hut.
Er begann zu rennen und zu springen,
denn damit kann er sie auf die Palme bringen …

Gedanken über die Gedanken

Da mache ich mir nun Gedanken über meine Gedanken. An meinem Schreibtisch sitze ich, umhüllt von einer Gedankenwolke, die zäh um mich herumwabert. Mannomannomann! Welche Gedanken sind es wert, aufgeschrieben zu werden? Und in welcher Form? Als Geschichte? Als Tagebucheintrag? Welche gehören zusammen und welche haben nichts miteinander zu tun?

Die Liste mit den Ausschreibungsterminen der Literaturwettbewerbe grinst mich herausfordernd an. Ja, ja – lach‘ du nur. Zeigen werde ich es dir. Jawohl!

Dankbar sollst du sein, Von Glatzen und Ohren, Edgars zweite große Liebe … drei Titel, drei Geschichten, die überarbeitet werden wollen. Also, los geht’s.

Ein wenig lasse ich noch meine Gedanken fließen, während Kater Tristan schnurrend auf meinem Schoß sitzt und in meinen Füller beißen will. Doch dann … dann fließen sie direkt aufs Papier. Die Gedanken. Schreibtischgedanken …

Schattenspiele

Die dunkle Jahreszeit beginnt. Ich mag das. Die Zeit der Kerzen und Teelichter, die in mir so viel Behaglichkeit auslösen. Besonders reizvoll sind die tanzenden Schatten der kleinen Flammen, die, wenn man sie nur lange genug beobachtet, einen eigenen Rhythmus zu haben scheinen.

Ich beobachte Kater Tristan, wie er mit seinem eigenen Schatten spielt und versucht, ihn zu fangen. Er schafft es einfach nicht, über seinen eigenen Schatten zu springen. Tja, wer kann das schon? Etwas zu tun, was jemandes Wesen und Natur völlig widerspricht, ist einfach unmöglich. Oder?

Der menschliche Schatten ist nach altem Volksglauben das Symbol der Seele und der Mensch kann seine Natur, seinen Charakter, seine Überzeugung nicht verleugnen. Er kann also nicht über seinen eigenen Schatten springen.

Mittlerweile hat Kater Tristan aufgegeben. Es war ihm wohl zu mühsam. Nun bin ich an der Reihe. Er versteckt sich hinter dem Kamin. Doch das Licht strahlt ihn von hinten an, so dass er seinen Schatten vorauswirft. Er kündigt sich an. Gleich wird er um die Ecke schießen und kurz vor mir mit allen vieren in die Höhe springen. Ein großes Ereignis. Sein großes Ereignis. Nun ja, große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus.

Aber in der Tat: Seine Sprünge sind wahrhaft grandios. Wir Menschen kommen an solch eine Sprungkraft nicht einmal annähernd heran. Damit kann das Tier mich weit übertreffen, mich in den Schatten stellen. Und wenn es eben um diese Sprünge geht, dann hat er die volle Aufmerksamkeit und ich stehe in seinem Schatten. In diesem Fall natürlich gerne. Sonst eher nicht.

So beobachte ich weiter die tanzenden kleinen Flammen und denke darüber nach, dass das Wörtchen Schatten in der Bedeutung „nur gedacht, schwach, kränklich, kümmerlich“ sich häufig in unserer Sprache wiederfindet. Sieht man aufgrund von Krankheit sehr schlecht aus, ist man nur noch ein Schatten seiner selbst.

Man führt vielleicht ein Schattendasein, lebt in einem Schattenreich oder der auf der Schattenseite. Und doch … Schatten gibt es nur im Paket mit Licht. Ohne Licht kein Schatten. Und umgekehrt: Ohne Schatten, kein Licht. Ohne Unglück, kein Glück. Ohne schlechte Zeiten, keine guten Zeiten.

Ich mache es einfach wie Kater Tristan. Ich spiele mit meinem Schatten und wenn ich genug von ihm habe, lasse ich ihn einfach links liegen … oder rechts … oder hinter mir …