Gelesenes: Bücher im Januar und Februar 2013

Es ist mal wieder an der Zeit, eine Auswahl meines Lesestoffs zu präsentieren. Also will ich nicht viele Worte machen, sondern gleich anfangen: 

John Green: Das Schicksal ist ein mieser Vertreter – Jugendroman – 284 Seiten
„Krebsbücher sich doof“, sagt die 16-jährige Hazel, die selbst Krebs hat. Sie will auf keinen Fall bemitleidet werden und kann mit Selbsthilfegruppen nichts anfangen. Bis sie in einer Gruppe auf den intelligenten, gut aussehenden und schlagfertigen Gus trifft. Der geht offensiv mit seiner Krankheit um. Die beiden verlieben sich ineinander – trotz ihrer Handicaps. Gus macht Hazels großen Traum wahr: Gemeinsam fliegen sie nach Amsterdam, um den Autor von Hazels absolutem Lieblingsbuch zu treffen.
Meine Bewertung: Es handelt sich um ein tiefgründiges Buch über Krankheit, Liebe und Tod mit durchaus amüsanten Szenen. Es ist alles andere als ein Krebsbuch, ein Jugendbuch auch für Erwachsene.

Juli Zeh: Nullzeit – Roman – 256 Seiten
Eigentlich ist die Schauspielerin Jola mit ihrem Lebensgefährten Theo auf die Insel gekommen, um sich auf ihre nächste Rolle vorzubereiten. Als sie Sven kennenlernt, entwickelt sich aus einem harmlosen Flirt eine fatale Dreiecksbeziehung, die alle Regeln außer Kraft setzt. Wahrheit und Lüge, Täter und Opfer tauschen die Plätze. Sven hat Deutschland verlassen und sich auf der Insel eine Existenz als Tauchlehrer aufgebaut. Keine Einmischung in fremde Probleme – das ist sein Lebensmotto. Jetzt muss Sven erleben, wie er vom Zeugen zum Mitschuldigen wird. Bis er endlich begreift, dass er nur Teil eines mörderischen Spiels ist, in dem er von Anfang an keine Chance hatte.
Meine Bewertung: Ein meisterhaft konstruierter Psychothriller, der in den Tiefen der menschlichen Seele die Spiele über Willensfreiheit, Schuld und Macht freilegt. Sehr empfehlenswert.

Milena Michiko Flasar: Ich nannte ihn Krawatte – Roman – 136 Seiten
Ist es Zufall oder eine Entscheidung? Auf einer Parkbank irgendwo in Japan begegnen sich zwei Menschen. Der eine alt, der andere jung, zwei aus dem Rahmen Gefallene. Jeder auf seine Weise, beide radikal, verweigern sie sich der Norm. Erst einem fremden Gegenüber erzählen sie nach und nach ihr Leben und setzen zögernd wieder einen Fuß auf die Erde.
Meine Bewertung: Das Buch zeichnet sich durch seine sprachliche Schönheit aus. Sätze wie „Wer in einem Lachen nichts anderes als ein Lachen hört, der ist taub.“ geben der Geschichte einen poetischen Klang.  Sehr gut gefallen hat mir das Thema: Die Angst vor der Schnelligkeit und dem Anspruch der heutigen Zeit. Auf jeden Fall sehr empfehlenswert.

Dietrich Faber: Toter geht’s nicht – Krimi – 286 Seiten
Faschingsumzug im Vogelsberg: Jubel, Trubel, Heiterkeit, und am Ene wird ein Mann erschlagen. Der Tote war verkleidet als Tod.
Kriminalhauptkommissar Henning Bröhmann passt das überhaupt nicht. Er ist nämlich am selben Tag von seiner Frau verlassen worden und muss nun nicht nur einen Mord aufklären, sondern sich auch um Kinder, Haus und Hund Berlusconi kümmern. Wobei nicht ganz klar ist, was mehr schlaucht: die Suche nach dem Täter, der Alltagskampf mit einer schwer pubertierenden Tochter oder die Frondienste in der Kindertagesstätte „Schlumpfloch“.
Die Ermittlungen in Sachen Sensenmann führen direkt in die Schattenwelt der mittelhessischen Faschingskultur, zum Stimmungsmusiker Herr Bärt, der mit dem Schlager „Lass uns fummeln, Pummel“ zu zweifelhaftem Ruhm gelangt ist. Sie führen außerdem zum depressiven Sohn des Toten, zu schrecklichen Comedy-Galas, jahrzehntelang totgeschwiegenden Schweinereien, mancherlei Liebeswirrungen, einem Verhör in einer finnischen Feng-Schui-Sauna und am Ende zu einem so dramatischen wie überraschenden Finale.
Meine Bewertung: Einmal ein ganz anderer Krimi mit einem Kriminalhauptkommissar, der keinerlei Interesse an Mordermittlungen hat, an Karriere nicht interessiert ist und überhaupt am liebsten seine Ruhe hat. Witzig und durchaus lesenswert.

Dietrich Faber: Der Tod macht Schule – Krimi – 300 Seiten –
Kommissar Bröhmann’s zweiter Fall führt mit der Direktorin der Gesamtschule Schotten gerade ein ernstes Gespräch über seine versetzungsgefährdete Tochter, da durchschlägt ein Stein das Fenster des Büros. Nach dem ersten Schrecken wiegelt die Pädagogin ab: Dumme-Jungen-Streich, alles im Griff – Einmischung nicht erwünscht. Kurz darauf ist sie tot. Jemand hat sie brutal erstochen …
Meine Bewertung: Das „etwas andere“ hat mich beim zweiten Fall nicht mehr so amüsiert. Zwar gab es auch hier jede Menge skurrile Szenen, aber irgendwie war der Witz raus. Sollte es einen dritten Fall geben, werde ich ihn wohl nicht mehr lesen.

Noam Shpancer: Der gute Psychologe – Roman – 285 Seiten
Er ist Psychologe, sein Spezialgebiet die Angst. Am Tag praktiziert er, am Abend erklärt er Studenten, was eine gute Therapie ausmacht. Doch als er eine Nachtclubtänzerin mit Auftrittsphobie als Klientin annimmt, ahnt er nicht, wie sehr deren Probleme und Geheimnisse auf sein eigenes Leben abstrahlen werden. Denn plötzlich ist er gezwungen, sich mit seinen unausgesprochenen Ängsten und einer wehmütigen Liebe auseinanderzusetzen.
Meine Bewertung: Noam Shpancer ist Professor für klinische Psychologie und arbeitet mit Angstpatienten. Und das merkt man sehr schnell beim Lesen dieses Buches – eine Mischung aus Roman und literarischer Lebenshilfe. Scharfsinne Dialoge zeichnen diesen Roman aus. Wer sich für Psychologie interessiert, der ist mit diesem Roman sehr gut bedient.

Marlen Haushofer: Die Wand – Roman – 276 Seiten
Eine Frau will mit ihrer Kusine und deren Mann ein paar Tage in einem Jagdhaus in den Bergen verbringen. Nach der Ankunft unternimmt das Paar noch einen Gang ins nächste Dorf – und kehrt nicht mehr zurück. Am nächsten Morgen stößt die Frau auf eine unüberwindbare Wand, hinter der Totenstarre herrscht. Abgeschlossen von der übrigen Welt, richtet sie sich inmitten ihres engumgrenzten Stücks Natur und umgeben von einigen zugelaufenen Tieren aufs Überleben ein …
Meine Bewertung: Das Buch erschien bereits Ende der 1960er Jahre, war jedoch nicht mit großem Erfolg gesegnet. Doch heute ist es eines der Bücher, die wunderbar in die heutige Zeit passen: Es macht bewusst und führt vor Augen, zeigt auf, zu was Menschen fähig sind. Ein bisschen Robinson Crusoe, ein bisschen Utopie, ein bisschen „Was wäre wenn …“ Unbedingt empfehlenswert!

So, das soll es gewesen sein. Ich habe noch ein paar Bücher mehr gelesen, aber ich will ja nicht den Rahmen sprengen. Schließlich ist bald der März vorbei und dann folgt wieder eine kleine Vorstellung.

5 Gedanken zu „Gelesenes: Bücher im Januar und Februar 2013

  1. buchstabenwiese

    Hallo, liebe Iris,
    wie ich sehe, hast du „Die Wand“ gelesen. Bei mir liegt es noch immer Zuhause herum. 😳 Ich konnte mich bisher nicht dazu aufraffen, es noch mal anzufangen. Aber wie du schreibst, ist es unbedingt empfehlenswert, also werde ich mich da sicher noch mal zu durchringen, es weiter zu lesen. 🙂
    Im Moment habe ich noch eine schöne Auswahl an ungelesenen Büchern, wie immer, wenn Weihnachten und mein Geburtstag vorbei sind. Aber sie muss ja auch eine Weile reichen. Jetzt kommt ja erst mal nichts, wo ich mir Bücher schenken lassen kann. 🙂

    Danke noch mal für dein Geburtstagsgeschenk. ♥ Ich war beim Stammtisch nicht so gut drauf und war völlig perplex, weil ich so gar nicht damit gerechnet habe. Und ich hatte nun auch gar nichts für dich. Auf jeden Fall freue ich mich. 🙂 Zwei Pralinen habe ich gleich am Samstagabend noch verputzt. Mein Gott waren die lecker. 🙂

    Nun hoffe ich, dass du möglichst schnell wieder Internet hast und das hier auch lesen kannst.
    Irgendwie habe ich dich vermisst.

    Liebe Grüße,
    Martina

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    1. schreibtischgedanken Autor

      Liebe Martina,

      hurra – endlich komme ich wieder ins Internet. Es hat ja auch lange Zeit gedauert. Kaum hatte ich mich dazu entschlossen, der Bloggerwelt doch nicht ganz zu entfliehen, war die Leitung defekt. Na ja, so blieb Zeit, einige Bücher zu lesen. Jetzt werde ich aber noch auf jeden Fall auf unserer Stammtisch-Seite mal sehen, was sich dort so getan hat 🙂
      Liebe Grüße zu dir
      Iris

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      1. buchstabenwiese

        Liebe Iris,
        wie schön, dass du wieder Internet hast. *freu*
        Ich glaube auf der Stammtisch-Seite tut sich zurzeit nicht viel.
        Eine Zusammenfassung vom letzten Mal gab es noch nicht, aber ich bin nicht dran. 🙂
        Ich muss sagen, das erste Mal hat mir der Stammtisch nicht gut getan, im Gegenteil.
        Mal sehen, wie es weitergeht.

        Jedenfalls ist es schön, dass du wieder online gehen kannst. 🙂 Vielleicht gibt es dann ja wieder etwas zu lesen von dir. 🙂

        Liebe Grüße,
        Martina

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  2. Brigitte

    Ist das nett, wieder von Dir zu lesen! ich war alle paar Wochen auf deiner Seite – und jetzt – hurra! Neue Bücher als Tipp – Die Wand und Ich nannte ihn Krawatte habe ich auch in diesem Winter gelesen.
    Ich wünsche Dir, dass die Sorgen und Schmerzen wieder für einige Zeit vorbei sind.
    Alles Liebe
    Brigitte aus Wien

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    1. schreibtischgedanken Autor

      Ach, liebe Brigitte, wie schön dich zu lesen.
      Ja, lange Zeit war es still hier. Ich war mir nicht darüber im Klaren, ob ich überhaupt noch weiter bloggen soll. Aber so ganz kann ich es denn dann doch nicht sein lassen. Also werde ich – wenn auch nicht ganz so häufig – weitermachen. Und natürlich sollen meine Buchvorstellungen weiterhin erscheinen.
      Ich hatte in den letzten Wochen keinen Internet-Zugang, aber jetzt läuft es wieder, so dass die nächsten Bücher bald auch wieder vorgestellt werden.
      Für deine lieben Wünsche danke ich dir. Derzeit ist eine gute Phase, alles hat sich wieder normalisiert.
      Sei ganz lieb gegrüßt
      Iris

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