Gelesenes: Bücher im Oktober 2013

Daniel Kehlmann: F – Roman – 380 Seiten
Es ist der Sommer vor der Wirtschaftskrise. Martin Friedland, katholischer Priester ohne Glauben, übergewichtig, weil immer hungrig, trifft sich mit seinem Halbbruder Eric zum Essen. Der hochverschuldet, mit einem Bein im Gefängnis stehende Finanzberater hat unheimliche Visionen, teilt davon jedoch keinem etwas mit. Schattenhafte Männer, sogar zwei Kinder warnen ihn vor etwas, nur: Gelten diese Warnungen wirklich ihm, oder ist etwa sein Zwillingsbruder Iwan gemeint, der Kunstkenner und Ästhet, der ihm zum Verwechseln ähnlich sieht? Schon nimmt das Unheil seinen Lauf.
Mein Fazit: Ich mag die Bücher von Daniel Kehlmann. Und auch F hat mich nicht enttäuscht. Auf jeden Fall sehr empfehlenswert.

Horst Evers: Für Eile fehlt mir die Zeit – Kurzgeschichten – 222 Seiten
Weltverbesserungsvorschläge in kurzen Geschichten, wie zum Beispiel: „Wir nehmen allen Berlinern ihre Hunde weg und geben ihnen dafür vier Hühner. Dann lägen auf den Bürgersteigen Eier. Es wäre quasi das ganze Jahr über Ostern.“ So bekommt der Leser eine Menge Tipps. Er ist dabei sehr praktisch veranlagt. Noch ein Beispiel: „Wer täglich eine Stunde laufen geht, verlängert zwar seine Lebenserwartung im Schnitt um circa zwei Jahre, verbraucht aber insgesamt vier Jahre seines Lebens nur fürs Laufen.“
Mein Fazit: Kleine, liebevolle, lustige Geschichten, die weit davon entfernt sind, Ratschläge zu erteilen und doch dabei helfen können, dass Leben nicht ganz so ernst zu nehmen. Ich habe es geliebt, dieses Buch.

Hans Koppel: Entführt – Thriller – 350 Seiten
Auf dem Heimweg von der Arbeit wird Ylva entführt. Man verfrachtet sie in einen schalldicht isolierten Keller und demütigt sie. Ylva kennt ihre Entführer, ein lang zurückliegendes Ereignis, das Ylva eigentlich für immer vergessen wollte, verbindet sie mit den Tätern. Der Keller, in dem Ylva gefangen gehalten wird, liegt nur wenige Meter von ihrem Zuhause entfernt. Über einen Bildschirm, den ihre Entführer in dem Kellerverlies angebracht haben, kann sie verfolgen, was dort vor sich geht. Sie sieht ihren Mann Mike, wie er das Haus verlässt. Oder ihre 8-jährige Tochter Sanna, wie sie im Garten spielt. Wie gern wäre sie bei ihnen! Aber Ylva kann sich nicht bemerkbar machen. Verzweifelt trommelt sie an die Tür, an die Wände, auf den Boden und schreit sich die Seele aus dem Leib. Doch das ist erst der Anfang ihrer Pein.
Mein Fazit: Beklemmend, düster, Spannung pur. Wer meine Lektüre hier monatlich verfolgt, weiß, dass ich zwischendurch auf spannende Thriller nicht verzichten kann.

Michael Köhlmeier: Idylle mit ertrinkendem Hund – Novelle – 110 Seiten
Lektor und Autor machen einen Spaziergang in tauender Winterlandschaft. Ein Hund läuft ihnen zu und bricht auf dünner werdendem Eis ein – der Autor und der Lektor sehen sich zum Handeln gezwungen. Der Lektor läuft los, um Hilfe zu holen. Der Autor wagt sich aufs dünne Eis: mit wenig Hoffnung, dem Hund helfen zu können, vielmehr mit der Befürchtung, dass er selbst Schaden nehmen könnte. Aber es muss ihm gelingen, den Hund zu retten …
Mein Fazit: Eine kleine Geschichte, die eine ganz große ist. Ein wunderbares Buch über Verlust, das Schreiben über den Verlust, über die ganze Bandbreite der menschlichen Gefühle. Unbedingt lesenswert!

Wolfgang Herrndorf: Tschick – Roman – 254 Seiten
Mutter in der Entzugsklinik, Vater mit Assistentin auf Geschäftsreise. Maik Klingenberg wird die großen Ferien allein am Pool der elterlichen Villa verbringen. Doch dann kreuzt Tschick auf. Tschick, eigentlich Andrej Tschichatschow, kommt aus einm der Asi-Hochhäuser in Hellersdorf, hat es von der Förderschule irgendwie bis aufs Gymnasium geschafft und wirkt doch nicht gerade wie das Musterbeispiel der Integration. Außerdem hat er einen geklauten Wagen zur Hand. Und damit beginnt eine unvergessliche Reise ohne Karte und Kompass durch die sommerglühende deutsche Provinz.
Mein Fazit: Anfangs hatte ich beim Lesen etwas Schwierigkeiten mit der Jugendsprache. Ich dachte, dass ich dass über 250 Seiten nicht haben muss. Aber ich habe mich schnell reingelesen und manches Mal musste ich über die Naivität und kindlichen Gedanken lachen, obwohl die beiden Protagonisten nun wahrlich nicht zu den Traumkindern  gehören. Ein kurzweiliges Buch, das ich sehr gerne gelesen habe.

Petra Hammesfahr: Hörig – Thriller – 318 Seiten
Für die Presse war er ein Dämon. Für Patrizia die große Liebe. Als Heiko Schramm zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde, brach für sie die Welt zusammen. Erst viel später akzeptierte sie, was alle wissen glauben: dass er sie nie geliebt und nur benutzt hat. Diese Erkenntnis hat sie vor allem Ed zu verdanken, ihrem früheren Psychotherapeuten und jetzigen Ehemann. Sieben Jahre später steht Heiko vor ihr. Beteuert seine Liebe. Und Patrizia kann nicht anders, als mit ihm zu gehen. Zurück bleibt eine Nachricht von ihr: „Es tut mir leid, Ed.“ Während Ed alle Hebel in Bewegung setzt, um sie zu finden, erkennt Patrizia nach und nach die entsetzliche Wahrheit …
Mein Fazit: Ach, na ja, jetzt habe ich bereits andere Bücher gelesen und kann mich an dieses kaum noch erinnern. Petra Hammesfahr hat jede Menge Bestseller geschrieben. Was in meinen Augen mal wieder der Beweis dafür ist, dass Bestseller mich nicht unbedingt  begeistern müssen. Ja, es war schon ein wenig spannend. Doch ehrlich … ich fand die ganze Geschichte eher konstruiert und wenig glaubwürdig. Vielleicht deshalb, dass ich mich so gar nicht in die Protagonistin hineinversetzen konnte.

3 Gedanken zu „Gelesenes: Bücher im Oktober 2013

  1. kowkla123

    ich finde es super, dass du einen Einblick in die Literatur gibst, habe schon seit Wochen mit meinem zu tun, es gibt soviel Anderes, komme kaum zum Lesen, schönen Dienstag, KLaus

    Antwort
    1. schreibtischgedanken Autor

      Och, es gibt auch Zeiten, da lese ich weniger…
      Aber, da ich so gut wie nie fernsehe, dafür abends ein Stündchen lese, schaffe ich einiges. Doch immer noch zu wenig, bei dem, was ich alles auf meiner Wunsch-lese-Liste habe 😉

      Antwort

Hinterlasse einen Kommentar